28.11.2022

"Unsere Belegschaft ist seit Jahrzehnten multikulturell aufgestellt."

Interview mit Karosserie- und Fahrzeugbauermeister  Eugen Wolf und seinen Auszubildenden Yawovi Akakpo vom Unternehmen R & S Fahrzeugbau in Hörstel

Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Herr Wolf, warum haben Sie Yawovi Akakpo innerhalb seiner Ausbildung zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker für eine vierwöchige Tätigkeit in einem PKW-Betrieb auf der griechischen Insel Kreta freigestellt?

Eugen Wolf: Wir freuen uns, wenn sich jemand aus unserem Team weiterentwickeln will und fördern dieses gerne. In dem dortigen Betrieb ging es um die Instandsetzung von Unfallautos. Das ist eine Aufgabe, die wir unserem Auszubildenden bei uns hier im Fahrzeugbau von Nutzfahrzeugen nicht bieten können. Außerdem ist ein mindestens dreiwöchiger Auslandsaufenthalt Voraussetzung für den Abschluss des Qualifizierungslehrgangs „Europaassistent (HWK)“, an dem Yawovi Akakpo seit zwei Jahren parallel zu seiner Ausbildung teilnimmt.

Fachkräfte-Initiative: Herr Akakpo, Sie stammen aus dem westafrikanischen Togo. Was hat sie nach Deutschland geführt?

Yawovi Akakpo: Ich habe in meiner Heimat Abitur gemacht und danach die deutsche Sprache bis zum Bachelor-Abschluss studiert. Nach Deutschland bin ich im Zuge des Bundesfreiwilligendienstes gekommen und habe deshalb zunächst für ein Jahr in einer Pflegeeinrichtung in Hannover gearbeitet. Ich wollte jedoch hier etwas Technisches erlernen und so habe ich mich per Internet auf die Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz gemacht.

Fachkräfte-Initiative: Warum sind Sie für eine Ausbildung von Hannover ins 170 Kilometer entfernte Hörstel gegangen?

Akakpo: Mir ist es egal, ob ich in einer großen Stadt wie Hannover oder einem kleinen Ort wie Hörstel arbeite und wohne. Wichtig ist mir, eine gute Ausbildung zu durchlaufen.

Fachkräfte-Initiative: Herr Wolf, warum haben Sie einen Bewerber aus Hannover für eine Ausbildung bei Ihnen in Hörstel eingeladen?

Wolf: Da wir bereits anderen Mitarbeitende aus dem Ausland eine betriebliche Unterkunft bieten, stellte der Umzug von Yawovi Akakpo von Hannover nach Hörstel kein Hindernis für die Ausbildungsaufnahme dar. Im Vorstellungsgespräch und bei der Probearbeit vermittelte er einen guten Eindruck. Die deutsche Sprache beherrscht er gut. Warum sollten wir ihm also kein Ausbildungsangebot machen?

Fachkräfte-Initiative: Und wie verlief es mit der Integration eines aus Afrika stammenden Mitarbeiters?

Wolf: Die Einbindung ins Team verlief fließend. Yawovi ist freundlich und aufgeschlossen. Unsere Belegschaft ist seit Jahrzehnten multikulturell aufgestellt. Eine besondere Integration war deshalb nicht notwendig.

Fachkräfte-Initiative: Und wie läuft es in der Berufsschule?

Wolf: Alles bestens. Wegen seiner guten schulischen Leistungen hat er sogar die Verkürzung seiner Ausbildung beantragt und kann die Gesellenprüfung nun ein Jahr früher angehen. Mit der Prüfung nach nur zweieinhalb Jahren und dem zusätzlich zu erwerbenden Abschluss als „Europaassistent“ hat er sich damit gleich mehrere anspruchsvolle Ziele gesetzt. Bei dem Lerneifer, den Yawovi Akakpo an den Tag legt, zweifle ich jedoch nicht an seinem Erfolg.

Fachkräfte-Initiative: Herr Akakpo, warum engagieren Sie sich so enorm und zeigen so viel Lerneinsatz?

Yawovi Akakpo: Ich will in kurzer Zeit möglichst viel lernen. Durch die frühere Gesellentätigkeit will ich schneller Kapital ansparen, um mich später damit in Togo selbstständig zu machen.

Fachkräfte-Initiative: Herr Akakpo, das ist alles sehr beeindruckend. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre berufliche Zukunft. Und Ihnen, Herr Wolf, wünsche ich noch viele von solch engagierten Auszubildenden wie Yawovi Akakpo.

Wolf und Akakpo zusammen: Vielen Dank für die guten Wünsche.


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